#IS #Syrien #Irak #Israel #CIA #Terrorismus – ein Gastbeitrag von Johannes Kramer
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen
Nicht was sie uns über den Nahen Osten seit 25 Jahren erzählen ist maßgeblich, sondern was in der Realtät stattfindet, offenbart die Wahrheit:
Im ersten Golfkrieg 1991 ging es angeblich um die Wiederherstellung des Völkerrechts, nachdem Saddam Hussein Kuwait annektiert hatte. Außerdem sollte dies ein harter, aber erster Schritt zu einem echten Frieden im Nahen Osten sein.
Im zweiten Golfkrieg sollte derselbe Schurke, der sein Volk knechtet und Massenvernichtungswaffen besäße, gestürzt werden und der Irak danach eine vorbildliche Demokratie nach westlichem Vorbild werden.
Eine echte „Vision“, wie Journalisten uns verkündeten.
Dann folgte der „arabische Frühling “ 2011, auch in Libyen: wieder musste ein Schurke, der angeblich im Begriff war, sein Volk zu massakrieren, beseitigt werden. Dann ein neuer Schauplatz. in Syrien gab es Demonstrationen und Proteste gegen das Assadregime. Dabei kommt es zu Massakern, Menschen werden erschossen, die Lage eskaliert, Assad hat, wie es nun aus den westlichen Hauptstädten verlautet, seine Legitimation verloren, da er „Krieg gegen sein Volk“ führt. Später im Sommer 2012 soll er angeblich Giftgas eingesetzt haben. Der Westen soll eingreifen, Obama zögert , denn Syrien kündigt überraschend an , alle seine Chemiewaffen zu vernichten.
Er will jedoch die „Opposition“ mit Waffen unterstützen.
Aktuell erklärt Obama einen neuen Krieg gegen einen Feind, der wie aus dem Nichts aufgetaucht scheint.
Es sind die ganz Bösen, der islamischen Staat, deren Vernichtung Jahre dauern wird. Viele Staaten wollen sich anschließen, auch Gemäßigte und „Tauben“ fordern jetzt Waffenlieferungen, denn der IS begeht Verbrechen und köpft Geiseln. Auch in Syrien zu bombardieren scheint jetzt mit dem Völkerrecht vereinbar. Das ist also die Story, gut gegen böse und ein ,na ja, nicht unbedingt strahlender Held, aber einer , der sich durchringt endlich zu handeln, in gut amerikanisch ausgedrückt:“ Bomb them, bomb,bomb, bomb!“ und alles wird gut werden?
Diese Geschichte hören wir jeden Tag im Fernsehen, in der „Bild“ oder in den „seriösen“ Medien. Soweit die TV- Fassung. Leider haben viele , wahrscheinlich die meisten Menschen , fürchte ich, ein sehr kurzes Gedächtnis für die Ereignisse, sonst würden sie rekapitulieren, was in zwei Jahrzehnten realiter geschah:
1991 wurde die irakische Armee innerhalb weniger Wochen exekutiert, Städte wurden bombardiert, Hunderttausende starben. Die US Armee verzichtete darauf, den Irak zu erobern und Saddam Hussein zu stürzen. Statt dessen wurde ein Embargo verhängt, das der Zivilbevölkerung unendliches Leid zumutete. In der Folge starben wieder Hunderttausende, auch viele Kinder.
Der Irak, der vorher ein vergleichsweise hohen Lebensstandard hatte, verelendete.
2003 wurde der Irak wieder bombardiert, wieder starben Hunderttausende, das Land wurde verseucht mit Uranmunition, das eine Halbwertszeit von 4 bis 5 Milliarden Jahre hat.
Durch die extreme Erhitzung des Urans bei der Explosion der Waffen entsteht ein Mikrostaub , der durch die Atmung inkorporiert wird, jede Schranke überwindet und so das werdende Leben im Mutterleib , das Erbgut in Sperma und Eizelle schädigt.
Das Land ist zerstört, politisch im Chaos und ist dabei zu zerfallen. Bei den fast täglichen Selbstmordattentaten verlieren jedes Jahr tausende unschuldige Menschen ihr Leben. Auch in Libyen gibt es keine funktionierende staatliche Ordnung mehr, auch dieses Land ist zerfallen in rivalisierende Gruppen, die ihren Terror außerdem exportieren in die afrikanischen Nachbarländer. In Syrien herrscht seit 3 Jahren Krieg, 150 000 Menschen sind vermutlich ums Leben gekommen, 8 Millionen auf der Flucht. Von denen versuchen Unzählige ins Ausland oder nach Europa zu gelangen. Viele ertrinken im Mittelmeer.
Nur eine kurze Frage bezüglich Syrien, zum Nachdenken am Rande: würden Oppositionelle, die Demokratie wollen und ihr Land lieben , ein solch unvorstellbares Leid im Kauf nehmen, um ihre politischen Ziele zu erreichen?
Das ist die Realität im Nahen Osten und wir haben noch nicht von Ägypten, von Bahrein, vom Jemen , von Gaza und auch nicht von Afghanistan gesprochen. Das ist die Bilanz: 25 Jahre Krieg, Millionen von Menschenleben geopfert, zerstörte Umwelt , zerstörte Staaten, Flüchtlingselend überall, Menschen ohne Zukunft und Perspektive, Fanatismus, Terror und kein Frieden in Sicht, sondern immer wieder das alte Rezept: Krieg , Krieg und noch mehr Krieg.
Jetzt die Frage: Was würde ein klar denkender und urteilender Mensch Obama samt dem Westen und den Kriegsbefürwortern in den Redaktionsstuben antworten, wenn er um einen guten Rat gebeten würde. Etwa das: „Macht weiter so, ihr seid auf einem guten Weg,“ ?
Bitte, ein jeder möge darüber NACHDENKEN.
Islamischer Staat, der neue Schrecken im Nahen Osten
Vor einigen Tagen hörte ich bei HRinfo einen Bericht über Jesiden in Deutschland. Eigentlich tue ich mir das nicht mehr an, Nachrichten im Rundfunk und Fernsehen. Andererseits will ich natürlich wissen, wo“nach“ sich die Bevölkerung „richten“ soll, so die originelle Etymologie von Andreas Popp, was die manipulative Funktion der „Nachrichten “ in den Massenmedien angeht. Aber zurück zum Bericht. Dort kam eine junge Jesidin zu Wort, die die Verbrechen der IS beklagte, um dann die „ganze Welt“ aufzufordern, endlich etwas zu tun.
Das ist schon interessant als Phänomen: Plötzlich kann eine junge Frau, die niemand kennt, einen Aufruf an die Welt absetzen, der vielleicht in diesem Moment von Hunderttausenden gehört wird. Es lohnt sich, darüber einen Moment nachzudenken:
Ich stelle mir gerade vor, wie eine junge Christin oder Alawitin aus Syrien im Radio verkündet, die Welt müsse Assad unterstützen, um den Massakern durch Al Nusra oder anderen islamistischen Kämpfern Einhalt zu gebieten. Kann man sich irgendwie nicht vorstellen. Oder es spricht eine junge Frau aus der Ostukraine und fordert, dass die Weltgemeinschaft die Kiewer Regierung dazu zwingen soll, den Krieg gegen die eigene Bevölkerung zu stoppen. Auch das sehr unwahrscheinlich. Die junge Jesidin aber „darf“ das sagen, warum? Die einfache Antwort: die Botschaft ist erwünscht und sie lautet: der Westen soll eingreifen, Krieg ist die noch leise, aber schon wieder vernehmbare Handlungsempfehlung.
Heute habe ich einen Artikel von Uri Avneri, dem inzwischen uralt gewordenen Mahner für den Frieden in Israel, gelesen. Er sagt, Israel habe nicht mehr viel Zeit, mit seinen arabischen Nachbarn Frieden zu schließen. Früher habe es Israel mit nationalistischen Bewegungen als Gegnern zu tun gehabt, deren Handeln auf einer rationalen Strategie beruht habe. Israel habe es versäumt mit diesen Kräften sich zu einigen. Nun drohe Israel eine ernste Gefahr durch vollig bodenlose Fanatiker der Isis bzw IS.
Avneri warnt außerdem davor, dass auch in Israel immer mehr religiöse Fundamentalisten in der Armee mit Kippa auf dem Kopf zum Krieg gegen die Feinde hetzten, so wie jüngst der von uns kürzlich zitierte Kommandant Ofer Winter.
Es ist offensichtlich: der greise Avneri warnt vor einem Szenarium, in dem unberechenbare Führer auf beiden Seiten mehr und mehr die Agenda bestimmen. Diesen Moment sieht er endgültig gekommen, wenn IS-Kämpfer bis zu den Grenzen Israels vorgedrungen sein werden. Das ist die akute Gefahr im Nahen Osten, die alle Dämme, die uns noch vor einem großen Krieg dort schützen, zum Einsturz bringen kann. Und dann kann auch Deutschland ganz schnell vor einem riesigen Dilemma stehen.
Denn, wie hatte Frau Merkel so schön gesagt: der Schutz Israels ist deutsche Staatsraison und ich glaube, diese Frau sagt nie, wirklich nie irgend etwas ohne Grund.
Solange wir noch Zeit haben zum Nachdenken, sollten wir sachlich analysieren, welche Politik uns in diese Lage, die schon jetzt apokalyptisch ist, geführt hat.Was passiert denn in der Ukraine, was im Irak, in Syrien, was vollzog sich auf dem Balkan mit dem Zerfall Jugoslawiens?
Überall dort wurden Regime, die sicherlich keine lupenreinen Demokratien waren, die es aber zumindest geschafft hatten, dass verschiedene Ethnien, Religionen und Kulturen koexistieren konnten, mutwillig zerschlagen. Durch ethnische Säuberungen, Krieg und Vertreibung haben unzählige Menschen ihre Heimat oder gar ihr Leben verloren und die deutsche Regierung hat das tatkräftig unterstützt, z.b. im Kosovo, dessen politische Führer ihr Geld während des Krieges teilweise durch den Handel mit Organen unschuldiger Menschen verdient haben sollen.
Wir sollten unsere Politiker fragen, die so selbstherrlich von ihrer moralischen Überlegenheit überzeugt scheinen: ist das grenzenlose Leid so vieler Menschen, die Angst haben und auf der Flucht sind, ein gerechtfertigter Preis für die strategischen Planspiele der Mächtigen? Was haben denn die Verbrechen der „Gotteskrieger“ mit Washington oder Berlin zu tun, wird mancher fragen?
Diese Terrorgruppen sind aber nicht durch Jungfrauengeburt zur Welt gekommen. Menschen fangen nicht „einfach so“ an, zu hassen, sich zu bewaffnen und dann mordend durch das Land zu ziehen. Diese Gruppen wurden durch die CIA ausgerüstet und groß gemacht einst in Afghanistan, um gegen die Sowjets zu kämpfen, sie wurden weiterhin unterstützt in Syrien gegen Assad, im Irak wurde ihnen der Boden bereitet durch den gnadenlosen, absolut verbrecherischen Krieg der USA 2003, der das Land verwüstete und die Menschen moralisch zerstörte und entwurzelte.
Zerstörerischer Hass „entsteht“ nicht, sondern wird gemacht. Naomie Klein hat diese Politik in ihrem schonungslosen Report über die Schockstrategie eines im Gefolge der Chicagoer Schule hemmungslos entfesselten Raubtierkapitalismus umfassend dargestellt und analysiert. Bleibt die große Frage: Was können wir noch tun, um diese Entwicklung zum ganz großen Armageddon aufzuhalten, zu dem sich sich die religiösen Eiferer im Nahen Osten und den USA, wie Georg Schramm am Rande der Verzweiflung anmerkte, regelrecht „verabredet“ zu haben scheinen?
Was können wir tun?
Wir sind vielleicht noch wenige. Aber wir rufen alle auf, jetzt aufzustehen und Nein zu sagen, Nein zum Krieg.
Lasst uns denen entgegentreten, die unter dem geheuchelten Anspruch von Menschenrechten die Menschheit in diesen Zustand um sich greifender Barbarei gebracht haben. Sie sind es, die unfähig sind, die Staaten vernünftig zu regieren. Ihre Politik und ihre Entscheidungen haben Hunger, soziales Elend, Umweltkatastrophen und den Schrecken unzähliger Kriege hervorgebracht. Als würden der Kapitalismus merken, dass er am Ende ist, wollen „Eliten“ alles auf eine Karte setzen: den Krieg.
Allen, die guten Willens sind, die an humanistische Werte und die Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens glauben, rufen wir zu: Schliesst Euch zusammen und lasst uns beginnen unser Schicksal als Menschen selbst in die Hand zu nehmen. Eine andere Welt ist möglich. Frieden ist möglich.
Johannes Kramer
http://hessischer-landbote.tk/